Nachdem wir sechs Wochen im Inland verbracht haben und endlich ans Meer wollten, war unser Plan eigentlich, uns ab Tangalle über Mirissa und Unawatuna nach Westen vorzuarbeiten. Am besten jeweils einen Monat, denn wir hatten ja ein Visum für sechs Monate gekauft. Der Mangel an adäquaten Unterkünften machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung und so blieb die einzige Option mit nur einer infrage kommenden Unterkunft Hikkaduwa. Die, wie sich leider wieder herausstellen sollte, doch keine Option war. Deshalb sollte das auch unser letzter Monat in Sri Lanka werden, denn wir waren es leid, haben die Energie im Land, die leider an der Küste auch nicht besser war, und die allgemeinen Zustände dort einfach nicht mehr ausgehalten.
- 1. Hikkaduwa – international geprägtes Expat-Paradies?
- 2. Fazit Hikkaduwa und Südküste Sri Lanka
1. Hikkaduwa – international geprägtes Expat-Paradies?
1. 1. Vergebliche Recherchen
Natürlich hatten wir uns im Vorfeld über die einzelnen Ziele erkundigt und einmal mehr sollte sich herausstellen, dass man sich auf die Mehrzahl der Reiseberichte einfach nicht verlassen kann. Vielleicht muss man noch tiefer graben … oder, wie mir letztens zugetragen wurde, auf TikTok nachsehen, da dort wohl die authentischen Reiseberichte zu finden sind und man auch all die Informationen, die wir zu Sri Lanka teilen, findet. Wir machen es euch jedenfalls einfach und berichten euch realitätsgetreu, ohne Umwege und ohne TikTok von unseren Erfahrungen. Hikkaduwa here we come.
1. 2. Unterkunft in Hikkaduwa – eine weitere heruntergekommene, schmutzige Bleibe
Wie bereits erwähnt, hatten wir auch mit dieser Unterkunft Pech. Das bringt uns auf insgesamt 75% äußerst schlechten Unterkünften während 10 Wochen Sri Lanka. Die Wohnräume gingen ja noch, dennoch durfte man nicht an die Decke sehen, da sie in allen Fugen und Ritzen schwarz verfärbt war. Es roch nicht schimmelig, doch was soll es sonst gewesen sein? Das Bad war nicht ordentlich geputzt und schimmelig; und die Küche ein absoluter Graus und ebenfalls schimmelig. Siehe Bilder, die nur einen kleinen Teil der Misere zeigen.
Im Wohnzimmer stand ein alter, verrosteter, kaputter Grill, der auf Airbnb noch als Feature ausgewiesen wurde. Das Kinderschlafzimmer war dreckig, die Bettwäsche fleckig und kaputt, der Kinderstuhl völlig verdreckt. Diesmal bin ich wirklich sauer geworden und habe das dem „Manager” vor Ort auch geäußert und gezeigt was ich meine. Doch ich hätte erneut auch wieder ins Leere reden können. Wie bei den anderen Unterkünften auch. Es war einfach nur eklig. Was blieb also anderes, als mal wieder selbst Hand anzulegen und den größten Schaden selbst zu bereinigen. Wohl gefühlt haben wir uns in dem Haus nie und hätten später sogar eine Wechseloption gehabt, hätten wir nicht beschlossen, das Land zu verlassen. Wir haben außerdem vom Host ein Internet-Upgrade für den ganzen Monat verlangt, sonst hätten wir das erneut über Airbnb laufen lassen. So hatten wir, bis auf längere Powercuts, die tatsächlich ein paar Mal aufgetreten sind und die unser Host natürlich zuvor unerwähnt ließ, zumindest keine Probleme mit dem Internet.
1. 3. Natürlich wieder ein nichtsahnender Host
Der Host wusste bzgl. des Schmutzes natürlich wieder von nichts und hat auf Airbnb ebenfalls mehr als nur eine platte Lüge als Antwort auf unsere Bewertung geschrieben. Und uns vorgeworfen, wir hätten einen großen Schaden für seine „Villa” verursacht. Also jetzt mal Hand aufs Herz: Es ist nicht unsere Aufgabe als Gäste, andere Menschen anzulügen, nur weil die Hosts faul sind und ihren Job nicht machen. Mit weniger als Minimal-Einsatz das Maximale haben wollen? Und dann auch noch die „bösen Westler” mit vermeintlich schlechtem Gewissen belasten wollen? Bei uns funktioniert das jedenfalls nicht und wir machen hier auch keine Unterschiede nach Ländern. Auch ein Internet-Upgrade zaubert den Schmutz und Schimmel nicht weg, sondern ist lediglich ein Ausgleich für die Unannehmlichkeiten. Wir fragen uns auch immer wieder, was mit den anderen Gästen los ist, die all diese Dinge unerwähnt lassen. Es muss die Angst vor solchen Antworten sein oder eine Art schlechtes Gewissen, denn jeder Host in Sri Lanka, bis auf Kanil, hatte uns gebeten, doch bitte eine gute Bewertung abzugeben.
1. 4. Strand
Zum Strand in Hikkaduwa können wir nichts Gutes sagen. Die Bilder, die auf Google zu sehen sind, sind entweder uralt oder komplett geschönt. Wir hatten uns auf kilometerlangen Strand gefreut, der auch durchaus vorhanden ist. Doch leider in keinem guten Zustand. Der Strandabschnitt, den wir fußläufig zuerst erreichen konnten ist der Narigama Beach. Angepriesen als „Hippie-Paradies”, boho, alternativ und was sich nicht noch so alles an blumigen Begriffen findet.
Was wir vorgefunden haben, war eine von Traktoren umgegrabene Baustelle mit reichlich Müll. Und zwar entlang der ganzen Strecke. Mit jeder Woche in Hikkaduwa wurde der Müll mehr und keines der Hotels, Restaurants und Resorts am Strand hat sich bemüßigt gefühlt, seinen Abschnitt sauber zu halten. Um alles zu reinigen bräuchte es Hundertschaften an Menschen mit großen Industriemüllsäcken. Die Srilankaner kann man dafür sicher nicht gewinnen, denn wir haben sie nur beim aktiven Vermüllen der Umgebung, inklusive Strand, beobachtet. Das fängt schon bei den Kindern an, die ihre kaputten Einmaldrachen am Strand liegen lassen. Von wem sollen sie es auch lernen?
Der ausgewiesene „Hikkaduwa Beach” ist ebenfalls vermüllt, kaum noch vorhanden und mit Sandsäcken befestigt, da die Brandung sich hier immer mehr Strand holt. Es fließt ein sehr, sehr dreckiger Fluss genau dort ins Meer, wo das Riff sein soll. Die Atmosphäre, die durch unansehnliche und ungepflegte Hotels noch unterstrichen wurde, haben wir als äußerst unangenehm empfunden. Zwar gibt es genau dort Schildkröten (die armen Tiere) und wir haben auch einmal eine gesehen und gefüttert, doch sind den Rest der Zeit an unserem Strandabschnitt geblieben. Aufgrund der Gesamtsituation dort waren wir allerdings immer nur für einen Spaziergang mit ausgiebigen Bad im äußerst rauen indischen Ozean am Narigama Beach. Die extreme Brandung hat uns an Kolumbien erinnert. Dementsprechend ist der Strand auch stark und steil weggespült.
1 . 5. Einkaufen
Es gibt in Hikkaduwa verschiedene Optionen für deinen Lebensmitteleinkauf. Es gibt zwei Cargills Food City Express, die nicht so gut sortiert sind, wie die normalen Filialen, doch es reicht. Besonderere Waren, die auch als Mitbringsel dienen könnten, findest du im Sandagiri Supermarket. Eine große Auswahl an frischem Obst und Gemüse bekommst du auf dem zentralen Markt von Hikkaduwa. Er ist jeden Tag und dort wird auch Fisch verkauft.
Gegenüber vom Markt befindet sich der Ranreka Supermarkt, in dem wir beispielsweise Zimt und Kakao gekauft haben. Achtung hier: Der angebliche Bio-Zimt roch komplett nach Lösungsmittel und wir mussten ihn wegwerfen. Generell sind viele Lebensmittel in Sri Lanka verunreinigt. Bei Zimt musst du nicht unbedingt bio kaufen, da das meist Marketing-Lügen sind. Im Ortskern gibt es ebenfalls eine „Apotheke“, die auch westliche marken verkauft. Hier habe ich die einzige reine Aloe Vera-Creme gefunden, deren Qualität allerdings auch nicht gut war. Im Ayurveda-Laden wollte ich mir eigentlich eine Body-Lotion kaufen, doch auf keinem Produkt waren die Inhaltsstoffe angegeben, also habe ich davon abgesehen. Ich rate dringend davon ab, Produkte ohne Angaben zu kaufen, vor allem in Drittweltländern. Gerade in Sri Lanka haben wir immer sehr genau auf die Inhaltsstoffe geschaut, auch bei Lebensmitteln, da sehr viel schädliche Zusätze verwendet werden.
Ansonsten gibt es überall an der Straße die typischen kleinen Läden.
1. 6. Essen
Es gibt entlang des Strandes und an der Straße unzählige Restaurants, von denen viele allerdings auch dauerhaft geschlossen sind. Zudem sind die Preise im Vergleich zum Inland ziemlich hoch. Wir haben das Essensangebot deshalb nicht ausführlich genutzt, können dir aber natürlich unsere Tips geben.
Mehrere Male essen waren wir im „Main Reef Surf Rest” direkt am Strand. Bedienung und Personal sind freundlich und das Essen schmeckt gut. Unser Favorit war das Prawn Curry für 1400 Rupien (ca. 4€ / ich weiß, Jammern über die Preise auf hohem Niveau. Doch wenn man weiß, dass es woanders im Land sehr viel günstiger ist, dann guckt man mit anderen Augen darauf. Es geht ja um das Verhältnis). Gerichte mit Fleisch und auch das traditionelle Curry sind wesentlich teurer. Meide den Laden rechts nebenan (wenn du aufs Wasser guckst), denn das Essen ist teurer, die Portionen kleiner und es schmeckt nicht.
Gute Burger gibt es bei „Tiki Burger”, das auch direkt ein paar Meter weiter am Strand liegt. Du kannst zwischen verschiedenen Burgern wählen, die Pommes kommen extra. Außerdem gibt es diverse Shakes, die gut aussehen. haben wir aber nicht probiert. Preis ab 2000 Rupien (ca. 5€).
Gute Pizza bekommst du im „The King Restaurant”. Pasta gibt es auch, die haben wir nicht probiert. Aber Achtung: Bruschetta kommt auf geröstetem Toast. Dafür wird Olivenöl auf den Tisch gestellt, was in Sri Lanka quasi ein Luxusgut ist. Leider ist das Restaurant direkt an der Straße und auch, wenn man auf dem Dach sitzt, hat man beim Essen die ganze Zeit die Abgase in der Nase. Wir haben unsere Lungen für diese eine Pizza geopfert! Preis ab etwa 1800 Rupien (ca. 4,50€).
Diese drei Restaurants in Hikkaduwa können wir empfehlen, haben aber natürlich nicht die ganze Speisekarte probiert.
1. 7. Ausflüge ab Hikkaduwa
Mangels Zeit und Muße haben wir, bis auf einen Roller-Trip, so gar nichts mehr geschafft. Wir wollten eigentlich von Hikkaduwa aus in den Yala Nationalpark, doch der liegt ein paar Stunden Fahrt entfernt. Das hätte Aufstehen mitten in der Nacht und einige Organisation bedeutet, wofür wir einfach keine Kraft mehr aufbringen konnten. Klingt traurig, ist aber so. Also haben wir erst in unserer letzten Woche für einen Tag einen Roller gemietet, um uns die Südküste bis zum „Coconut Tree Hill” in Mirissa anzusehen. Dieser berühmte Insta-Spot …
1. 7. 1. Mirissa und „Coconut Tree Hill”
Fangen wir am besten am Endziel unseres Ausflugs an: Wir fanden Mirissa selbst total deprimierend und belastend. Noch schlimmer, als Hikkaduwa. Es gibt auch nur ein paar sehr kleine Strandbuchten dort. Was man auf Instagram immer so sieht, sind Ausschnitte, die ein verzerrtes Bild wiedergeben. Der „Coconut Tree Hill” ist jetzt auch nicht DER tolle Spot. Es war nett, dort gewesen zu sein und das war es auch schon.
1. 7. 2. Unawatuna
Unawatuna hat uns von allen Orten am besten gefallen. Dort war die Atmosphäre tatsächlich viel besser und der Strand okay. Dafür aber auch recht voll und organisiert mit Sonnenliegen. Gehe am Strand rechter Hand am buddhistischen Tempel den Berg hoch und genieße die Aussicht über die Klippen! Die Wellen brechen dort herrlich hoch und spektakulär.
1. 7. 3. Weligama
Weligama, der größere Ort vor Unawatuna, wird ständig nur für seinen angeblich so spektakulären Strand angepriesen. Wir konnten weder am Ort, den wir eigentlich nur schrecklich fanden, noch am Strand Gefallen finden. Der Strand ist vermüllt, es liegen überall die traditionellen Fischerboote, so dass es eng mit Liegeplätzen wird, und er hat überhaupt kein Flair.
1. 7. 4. Midigama Strand
Der Midigama Strand gilt ebenfalls als absoluter Geheimtipp und sieht auf Google auch toll aus. Wir waren dort und absolut geschockt. Der Strand ist einfach nur voll von Müll.
1. 7. 5. Galle und Galle Fort
Natürlich wollten wir das berühmte „Galle Fort” in Galle sehen, eine Festung, die im 16. Jahrhundert von den Portugiesen erbaut und im 17. Jahrhundert von den Niederländern erobert wurde.
„Galle Fort” gilt als Hotspot für digitale Nomaden, doch das Internet dürfte auch nicht besser sein, als überall sonst im Land und die Preise doch recht gepfeffert. Auch, wenn die Historie dazu immer blutig ist, ist Kolonial-Charme einfach unschlagbar. Alte europäische Baukunst ist einfach schön und hat Flair. Es gibt dort viele teure Hotels, die wirklich schick aussehen und natürlich eine Menge Cafés und Restaurants mit entsprechenden Preisen. Ob das alles so vorteilhaft für Rucksackreisende und digitale Nomaden ist? Zudem wäre man die ganze Zeit in dieser Anlage quasi gefangen, denn Galle selbst ist, wie die meisten Orte in Sri Lanka, einfach nur eine unansehnliche, schmuddelige Siedlung an einer viel befahrenen, smog-belasteten Hauptstraße. Wer das mag oder nicht sieht, wird dort sicher glücklich werden. Zum Schlendern und Flanieren hat Galle Fort definitiv Spaß gemacht und so empfiehlt sich ein Ausflug in jedem Fall.
1. 7. 6. Fazit zur Südküste
Entlang der ganzen Strecke, die wir bis Mirissa gefahren sind, haben wir nichts entdeckt, das uns irgendwie angesprochen hätte. Wirklich gar nichts, das Bild war immer dasselbe. Zudem waren alle Strandabschnitte, die wir auch vom Roller aus gesehen haben, vermüllt. Der Smog war erneut schrecklich und am Ende des Tages war unsere Haut wieder schwarz vom Ruß. Wir wollten diesen Trip auch machen um zu sehen, ob wir am falschen Ort gelandet sind. Doch der Abgleich hat uns nichts bereuen lassen. Unawatuna wäre wohl etwas besser gewesen, hat aber trotzdem kein Nachtrauern ausgelöst, weil die Erfahrung in Sri Lanka einfach insgesamt und generell so enttäuschend war.
2. Fazit Hikkaduwa und Südküste Sri Lanka
Hikkaduwa hat weder internationalen, noch irgendeinen Flair. Wir haben die Internationalität, bis auf ein paar russische Geschäfte, vergeblich gesucht. Offen gesagt sahen alle Gesichter von Touries, in die wir geblickt haben, energielos und abgeklärt aus. Sind so viele Momentaufnahmen Zufall? Die Menschen sitzen am Strand mitten im Müll. Wie abgestumpft oder blind muss man sein? Wir wissen es nicht und wollten es nur erwähnt haben. Es gibt auch nicht wirklich international geprägte Restaurants (bis auf Pizza und Burger) oder irgendetwas in diese Richtung. Die Stimmung war bedrückend, weil die Menschen auch einfach völlig demotiviert und down sind. Wir haben uns öfter mit der Bedienung im Main Reef unterhalten, der sich nur beklagt hat. Mehr dazu in unserem abschließenden Artikel zu Sri Lanka.
Anders als erhofft und erwartet, haben wir in Hikkaduwa wirklich die schlechtesten vier von zehn Wochen verbracht. Das Schlimmste war, dass wir uns so auf Strand und Meer gefreut haben und genau das dann die größte Enttäuschung war. Keine Empfehlung für Hikkaduwa, Mirissa, Weligama oder Galle Fort. Wie gesagt, hat Unawatuna auf uns noch am besten gewirkt. Länger als zwei Wochen würden wir dort aber auch nicht bleiben, zumal die Unterkünfte dort auch nicht sehr vielversprechend aussahen.