Ganz ehrlich – noch vor ein paar Monaten hätten wir nicht gedacht, dass wir so schnell in Kolumbien landen. Das Land hat uns zwar interessiert, aber wir waren doch abgeschreckt von seinem Ruf und wollten nicht unsere Zeit an einem Ort verbringen, an dem wir ständig zweimal über die Schulter gucken müssen. Hat sich diese Annahme bewahrheitet? Und sonst so? Wir starteten In Cartagena.
- 1. Vom Herzen Südamerikas ins Land des Kaffee / Kosten
- 2. Unterkunft in Cartagena / Kosten
- 3. Geld wechseln in Cartagena / Wechselkurs
- 4. Getsemani – das Backpacker-Paradies
- 5. Altstadt – Flanieren wie zu Kolonialzeiten
- 6. Boca Grande – Menschensuppe
- 7. Exkurs Kriminalität und Mentalität
- 8. Fazit Cartagena
Hier geht es zum Getsemani-YouTube-Video.
Hier geht es zum Altstadt-YouTube-Video.
1. Vom Herzen Südamerikas ins Land des Kaffee / Kosten
Am 11.11.21 sind wir am Flughafen Cartagena gelandet. Wir wollten gleich in Richtung Meer, das uns so sehr gefehlt hat! Wir haben den Flug mit Latam auf edreams.com gebucht und er hat ab Asunción 447,93€ für zwei Personen exklusive Gepäck gekostet: Asunción – Cali: 53,60€ insgesamt. Cali – Cartagena: 46,89€. Damit war er immer noch erheblich günstiger als nach Mexiko oder Costa Rica, was eigentlich unsere Wunschziele waren. In Panama und Cali mussten wir jeweils umsteigen und waren insgesamt 14h 6min unterwegs.
Bei der Immigration nach Kolumbien gab es keine Probleme, wir wurden freundlich empfangen und auch am Flughafen Cartagena lief alles unkompliziert. Am Ausgang warten gleich jede Menge Taxis und der Zustieg ist nur nach der Reihe möglich. Irgendwie sehr deutsch. 😉 Nur die gelben Taxis sind die offiziell zugelassenen. Nimm so eines oder Uber. Wir hatten in Paraguay bereits Dollar eingetauscht, um unsere ersten Transporte und etwas zu Essen in Kolumbien bezahlen zu können, doch wir empfehlen dringendst, sich erstmal über den Wechselkurs und die Taxipreise zu informieren. Wir haben das ausnahmsweise in all der Hektik zum Schluss nicht gemacht und wurden natürlich sofort abgezockt. Auf unsere Frage hin, was die Fahrt in Dollar kostet, wurden wir gleich mal 10USD los, was mir doch etwas viel vorkam. Doch nach dem Chaos ihm zu beschreiben, wo wir hin müssen (wir hatten die ganze Adresse und eine Karte, aber er kam mit keiner einzigen Angabe klar, was uns komplett unverständlich war) und nach der langen Reise hatten wir keine Lust mehr darüber zu diskutieren. Zumal wir auch kein mobiles Internet hatten, um uns zu informieren. 10USD sind jedenfalls etwa 40.000 Pesos und eigentlich hätte die Fahrt nicht mal halb so viel gekostet. Man muss hier wirklich immer gut über alles informiert sein, sonst ist die Wahrscheinlichkeit einfach sehr hoch, dass man übers Ohr gehauen wird.
2. Unterkunft in Cartagena / Kosten
Unsere Unterkunft lag im Barrio Manga, das nur durch eine Brücke vom berühmten Viertel Getsemani getrennt wird. Im Barrio Manga gibt es sehr viele Airbnbs und es lohnt sich wirklich, sich dort nach einer Bleibe umzusehen:
- Es ist wesentlich günstiger als Getsemani und die Altstadt
- Beide Viertel sind zu Fuß in 20 und 30 Minuten zu erreichen (je nachdem, wie weit vorne man wohnt)
- Alle paar Minuten fährt ein Collectivo ebenfalls dorthin
- Es gibt Supermärkte (Supermercado Ara ist wie Aldi), Restaurants und Apotheken
- Es ist sicher
- Es ist gepflegt
Wir haben im vorderen Teil des Viertels bei einer Kolumbianerin gewohnt, die ein echtes Original ist. Ganz viele Unterkünfte sind dort bei Leuten in der Wohnung oder im Haus. Es gibt aber auch Hostels und Zimmer mit oder ohne Küche.
Preis für vier Nächte: 63,17€.
3. Geld wechseln in Cartagena / Wechselkurs
Am ersten Tag mussten wir erstmal Geld wechseln, also ab in die Altstadt, denn hier gibt es Wechselstuben. In Banken war es seltsamerweise gar nicht möglich zu wechseln. Wir haben uns ein paar angesehen um die Kurse zu vergleichen und sie waren für Dollar überall gleich schlecht:
- 4.000 Pesos offizieller Kurs für 1USD // 3.700 für 1USD in den Wechselstuben
- 4.500 Pesos offizieller Kurs für 1€ // 4.300 für 1€ in den Wechselstuben
Hätten wir in Paraguay mal lieber weniger USD eingetauscht, denn mit EUR bekommt man einen wesentlich besseren Kurs!
Wir haben eine Wechselstube genommen, in der wir wenigstens 3.720 Pesos pro USD bekommen haben. Wenn ihr von Getsemani aus über die Avenida Calle 24 durch die Stadtmauer in die Altstadt lauft, sind die Wechselstuben gleich vorne in den ersten Bogengängen rechts und links. Rechts in gelber Optik ist die „gute Stube” mit dem etwas besseren Kurs.
4. Getsemani – das Backpacker-Paradies
Natürlich haben wir uns einen Tag genommen, um Getsemani zu erkunden. Während unserer Zeit in Cartagena war dort Fiesta del Noviembre und damit sehr viel los. Wir wissen nicht, was da gefeiert wird. Unsere Gastgeberin riet uns nur zu vermehrter Vorsicht vor Taschendiebstahl, doch wir haben uns zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Augen offenhalten gilt trotzdem immer hier. In den vielen bunten Gassen in dem ehemaligen Sklaven-und Arbeiterviertel kann man sich wirklich stundenlang aufhalten. An jeder Ecke gibt es etwas anderes zu sehen, es gibt unzählige Hostels, Restaurants, Bars, Cafés und natürlich Streetart. Lassen wir die Bilder sprechen:
Wer direkt in Getsemani wohnen möchte, wird dort locker fündig. Als Budget-Reisender bieten sich dort allerdings nur Hostels an, alles andere ist sehr teuer. Wir haben immer gern eine Küche, wo wir uns zumindest ordentlich Frühstück machen können. Ansonsten haben wir in Cartagena auch nur außerhalb gegessen. Die Preise in Getsemani reichen von günstig bis teuer. Auf der Calle 25 rechter Hand gibt es ein Restaurant namens „El mejor sitio”. Hier waren wir zweimal essen, die Preise sind super und es schmeckt richtig lecker! Für einen großen Fisch in salsa de coco (unbedingt probieren!!!) haben wir am Nachmittag 17.000 Pesos (ca. 4€) bezahlt. Mittags kostet der riesen Teller inklusive Getränk und drei Beilagen nach Wunsch nur 14.000 Pesos (ca. 3,50€). Der Inhaber ist nett, hat sich aber bei der ersten Begegnung auf der Straße als Kokainverkäufer vorgestellt. Was dir dort übrigens an jeder Ecke passiert. Gras? Koka? Wir raten dringlichst davon ab, sich auf der Straße etwas zu kaufen.
Erstens: Sicher miese Qualität und es gibt ganz bestimmt zu wenig Gramm fürs Geld. Zweitens: Viele Verkäufer arbeiten mit der Polizei zusammen. Die wartet dann an der nächsten Ecke, reagiert auf Zeichen, sammelt dich und deine Beute ein und du wirst ein paar hundert EUR oder USD an Schmiergeld los. Wenn du Glück hast.
Auf dem Plaza de la Trinidad ist jeden Abend was los. Es gibt jede Menge Streetfood, Tanz und Show.
Im Parque del Centenario kann man ein wenig im Grünen abschalten und Iguanas und Äffchen beobachten! Es ist nicht schwer sie zu finden. Nach fünf Minuten haben wir einen Baum voller Äffchen ausgemacht.
Alle Eindrücke aus Getsemani in Farbe und Ton gibt es in unserem YouTube-Video.
5. Altstadt – Flanieren wie zu Kolonialzeiten
Eines vorweg: Die Architektur in Getsemani und der Altstadt ist wunderschön und definitiv etwas fürs Auge. Dennoch sollten wir bei aller Schönheit nicht vergessen, woher sie kommt: Von brutalen Invasoren, die sich einen ganzen Kontinent unter Anwendung unzähliger Grausamkeiten und Verbrechen unter den Nagel gerissen haben. Wie gesagt ist Getsemani ein ehemaliges Sklaven- und Arbeiterviertel und die feine Gesellschaft hat in erster Strandreihe in der Altstadt gehaust. Und das ist noch so.
Die Altstadt ist teuer und mondän. Nichtsdestotrotz kann man dort Schuhe und Kleidung billig shoppen, wenn man möchte. Was Restaurants angeht haben wir dort nichts gefunden, was unseren Preisvorstellung entsprochen hat, da wir ja wissen, dass es quasi dasselbe Essen auch viel günstiger gibt. Von der Stadtmauer aus hat man einen tollen Blick in Richtung Boca Grande, Ozean und Altstadt und kann dort oben auch ein ganzes Stück um die Stadt herum laufen. Abends ist es natürlich besonders schön und es ist auch sicher. Genau wie in Getsemani. Wir sind immer zu Fuß zu unserer Unterkunft gelaufen. Dunkle, leere Gassen meiden wir trotzdem immer.
6. Boca Grande – Menschensuppe
Wir sind nicht wegen den Stränden nach Cartagena gekommen, weil wir ja wussten, was uns dort erwartet. Dennoch wollten wir mal dippen und haben uns am Sonntag aufgemacht. Vom Barrio Manga aus kann man den Bus (Collectivo) nehmen, der durch Getsemani, vorbei an der alten Festung (haben wir nicht geschafft) in Richtung Boca Grande fährt. Es gab zwar mal wieder Probleme bei der Informationsübermittlung zwischen Busbegleiter und uns, doch am Ende sind wir am richtigen Fleckchen gelandet.
Der Strand ist überlaufen und laut. Wir haben uns an einem Sonntag plus Fiesta de Noviembre allerdings auch einen denkbar schlechten Tag ausgesucht. Aber er ist lang und breit und wenn man ein bisschen läuft, erreicht man Stellen, die nicht ganz so schlimm sind. Das Meer ist kein karibischer Traum, das Wasser ist trüb und aufgewühlt. Für den ersten Dip nach unserem Abschied aus Deutschland war es ausreichend.
Es gibt viele Bars, die teuer sind, aber auch mobile Verkäufer, die allerhand zu Essen und zu trinken anbieten. Von Snacks bis hin zu ganzen Essen im Bananenblatt serviert. Wir hatten Lust auf eine Erfrischung, also haben wir eine Bar aufgesucht. Was uns dort passiert ist, erfährst du in unserem Cartagena-Altstadt-Video. Die wichtige Essenz nochmal hier: Nimm dir die Getränke- und Speisekarte mit an den Platz oder mach ein Foto! Sonst wartet beim Bezahlen eine böse Überraschung auf dich. Diese Erfahrung hat uns ziemlich den Tag verdorben, da wir diese Abzocker-Mentalität einfach überhaupt nicht leiden können. Die Bars dort müssen sich über mangelnde Kundschaft wirklich nicht beklagen. Das ist das eine. Das andere ist, dass es einfach menschlich total daneben ist, so etwas zu tun.
7. Exkurs Kriminalität und Mentalität
7. 1. Für Diebstahl und Raub gibt es keine Entschuldigungen. Nur Erklärungen
Wir finden auch das – in der Regel als Entschuldigung angeführte – Argument, dass viele Menschen hier arm sind und doch nur aus der Not heraus klauen, die Touristen abzocken, überfallen oder gar für ein paar Pesos töten nicht valide. Es ist eine Erklärung, aber keine Entschuldigung. Auch wir sind kein Freiwild, nur, weil wir finanziell besser gestellt sind. Wir müssen trotzdem mit unserem Budget haushalten und dafür arbeiten so wie alle anderen Reisenden auch. Wenn man arm ist, heißt das noch lange nicht, dass man seine Menschlichkeit und seinen Anstand über Bord werfen muss. Es gibt hier genauso viele arme Menschen, die mit ehrlicher Arbeit ihr Geld verdienen. Sie sind freundlich und freuen sich, wenn man ihnen etwas abkauft. Wir unterstützen die Locals wo es geht mit Einkäufen und mit den Buchungen unserer Unterkünfte. Das ist, was wir für sie tun können. Und wir haben auch nicht den Eindruck, dass wir mehr bezahlen müssen, nur, weil wir vermeintlich reiche Westler sind. Und wenn, dann ist es trotzdem noch billig. Am Ende kommt es immer auf die Einstellung eines jeden einzelnen an. In der dominikanischen Republik fanden wir diese Attitüde und wie man uns begegnet ist besonders schlimm.
7. 2. Freundlichkeit mit Bedingungen
Ganz allgemein fühlen wir uns in diesem Teil Kolumbiens (Karibikküste) nicht bedroht oder unsicher. Die Menschen sind entspannt und freundlich. Jedenfalls, solange es kein Problem gibt. Dann wird ganz schnell umgeschwenkt. Die Mentalität hier in Südamerika ist diesbezüglich einfach unverständlich für uns. Wir kennen das auch aus Paraguay, der Dominikanischen Republik (jaja, ist Karibik) und Costa Rica: Wenn man anspricht, das eine bezahlte Leistung nicht geliefert wird (und wir sind immer freundlich, das klingt hier jetzt härter als es kommuniziert wird), dann bist grundsätzlich du der Schuldige und der Unmensch. Die Leute hier machen niemals etwas falsch und wenn, dann war es jemand oder etwas anderes oder es passiert zum ersten Mal. Ausreden und mehr. Und danach können sie dich dann eben nicht mehr leiden und sie gehen dich persönlich an, statt bei der Sache zu bleiben. Rede einfach mal mit Aussteigern in Paraguay und hör dir an, was sie zu berichten haben. Da uns das selbst schon oft passiert ist, können wir sagen, dass sie nicht lügen. Das ist eine Sache, mit der wir hier überhaupt nicht klarkommen und die wir auch nicht mögen. Letztlich nehmen sich die Menschen mit dieser Haltung selbst Verbesserungspotenzial und machen ein ehrliches Miteinander unmöglich. Die Dinge hier werden in der Regel auch nur zu 50% gemacht. Und diese Haltung zieht sich leider durch alle Bereiche.
Auf Verlässlichkeit warten wir hier immer lang und freuen uns schon über ein Minimum davon. Angaben sind grundsätzlich ungenau oder falsch und die Menschen sind nicht darüber informiert, was in ihrem direkten Umfeld los ist. Fragen sind oft sinnlos.
Genieß die Freundlichkeit, die Freude und die Natur hier mit dem nötigen Abstand zum Geschehen! Das nötige Kleingeld in der Reisekasse hilft auf jeden Fall auch, diversen Unannehmlichkeiten nicht so ausgesetzt zu sein. Unterkünfte in Kolumbien sind nicht günstig.
8. Fazit Cartagena
Es lohnt sich wirklich! Cartagena hat eine wunderschöne koloniale Altstadt, das Flair ist angenehm. Es ist wuselig und viel los, aber so ist das eben bei einem Städtetrip. Man kann preislich alles haben von günstig bis teuer. Die Szene ist alternativ bis mondän. Wir fanden es toll und würden wieder kommen!
All die Schönheit konzentriert sich allerdings auf das historische Zentrum. Schon am Ende des Barrio Manga wandelt sich das Bild hin zu einer typisch unschönen lateinamerikanischen Stadt. Wir mussten mit dem Taxi an den südlichen Rand zum Busterminal fahren, um nach Santa Marta und weiter nach Trompito, in den Dschungel, zu kommen.
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