Wohnen, Essen und Kosten in Medellín.
1. Medellín, die Stadt der Blumen
Medellín, die Stadt des ewigen Frühlings, die Stadt der Blumen – diese und vielleicht noch mehr Namen hat die 1616 gegründete Hauptstadt der Region Antioquia, Kolumbien. Auf 1500m in einem Talkessel in den Bergen gelegen, liegen die Temperaturen in Medellín im Mittel bei 27 / 28 °C und sind damit recht angenehm. Über 2,5 Millionen Menschen leben hier, womit Medellín kleiner ist als Berlin. Es wird allerdings aufgrund der ganzen nicht registrierten Siedlungen eine hohe Dunkelziffer geben.
Wenn man sich im Netz die diversen Reiseberichte zu Medellín ansieht könnte man meinen, es wäre eine durchweg wunderschöne Stadt, in der sich ein Café, Restaurant oder Club an den nächsten reihen. Da wir immer am Gesamtbild der Locations interessiert sind, die wir besuchen, haben wir einen ganz anderen Eindruck gewonnen und werden diesen hier auch ehrlich wiedergeben. Wir haben unsere GoPro nicht ausgepackt, um zu filmen, da uns das dort mit den vielen Eindrücken und Menschen einfach zu stressig war. Zumal wir auch in Teilen der Stadt unterwegs waren, in denen wir unser Equipment nicht so gern auspacken wollten. Vielleicht war das übervorsichtig, vielleicht nicht. Jedenfalls gibt es kein YouTube-Video und wir versuchen euch die Eindrücke hier so gut wie möglich nahe zu bringen.
2. Ankunft am Flughafen Rio Negro
Der Flughafen liegt etwas außerhalb der Stadt in Rionegro. Mit dem Auto fährt man keine halbe Stunde, wenn die Straßen frei sind (nachts z.B.). Tagsüber ist der Verkehr allerdings mörderisch und spätestens an der Stadtgrenze geht es nur noch stop and go. So werden aus 30 Minuten schnell mal 1 – 1,5 Stunden. In Rionegro selbst gibt es übrigens nichts zu sehen. Wir fanden die Stadt sogar ziemlich hässlich. Doch die durchschnittliche südamerikanische Stadt hat sich uns nie anders gezeigt, wenn dort keine Kolonialbauten oder andere alte Bausubstanz zu finden war. Ein Taxi vom Flughafen in die Innenstadt kostet zwischen 80.000 – 100.000 COP, je nachdem, welchen Taxifahrer ihr habt. Wir hatten einen privaten Kontakt von unserem ersten Gastgeber in Medellín. Die Taxis stehen sonst draußen vor den Terminals. Leider haben wir erst nachträglich erfahren, dass auch Busse für 13.000 COP in die Gegend von el Poblado fahren, wo man dann in ein Taxi umsteigen kann. Doch mit viel Gepäck kann das auch unbequem und stressig werden.
3. Wohnen in Medellín
Es gibt ein paar Viertel, die sich zum Wohnen gut eignen. Da wäre die Ecke Laureles, die uns sehr gut gefällt. In den umliegenden Vierteln La América, Belén und La Floresta kann man ebenfalls gut wohnen und es gibt ein großes Angebot für Airbnbs in den unterschiedlichsten Preisklassen. Dabei gilt: Je billiger, desto schäbiger. Wenn man es gern ruhig hat, so wie wir, sollte man genau darauf achten, wo man wohnt, da es in Medellín sehr viele große, stark befahrene Straßen gibt. Die Stadtautobahn zieht sich in vielen Verästelungen durch die ganze Stadt und trägt zu einem sehr unansehnlichen Bild bei. Dazu hat Medellín ein großes Smog-Problem und die Luft ist wirklich sehr, sehr schlecht! Wer seine Atemwege liebt, sollte nicht zu lange dort bleiben. Wer non-stop Party liebt, ist in El Poblado gut aufgehoben. Wieder ruhiger wird es in Envigado, wo es allerdings nichts gibt, außer eine riesengroße Mall. Sabaneta ganz am südlichen Ende der Stadt soll auch wohnenswert sein. Dort waren wir allerdings nicht. Leider, aber dazu später mehr!
Nicht zu empfehlen ist die ganze Gegend um La Candelaria, die eigentliche und ursprüngliche Innenstadt. Dort ist es voll, laut, viele dunkle Gestalten treiben sich herum. Es gibt viel Prostitution, Armut und Obdachlosigkeit. In der ganzen Gegend um den Parque Bolivar wird viel Crack geraucht und andere zerstörerische Substanzen konsumiert.
Wir haben bei unseren beiden Besuchen in Laureles und Belén / Rosales gewohnt und würden immer wieder dort hingehen, weil das wirklich angenehme Viertel sind. In Rosales wird nur gut bürgerlich gewohnt, in Laureles muss man auf der Karte gucken, wie die Umgebung ist. Je nachdem, wie man wohnen möchte.
4. Essen in Medellín
Ja, es stimmt schon – wenn man dort etwas machen kann, dann Essen gehen oder sich die Nächte um die Ohren schlagen. Da wir am Club-Leben nicht interessiert sind, haben wir uns nur ersterem gewidmet. Trotzdem nochmal zum Thema ausgehen: In Laureles gibt es ein paar Straßen, in denen sich eine Bar an die nächste reiht. Allerdings solche von der ganz üblen Touri-Sauf-Absteiger-Sorte. Wem’s gefällt …! Ansonsten hat El Poblado hier einiges zu bieten und zwar auch in netter aussehend. Wenn ihr dort in ein Hostel geht, oder eine Wohnung mietet (teurer als anderswo), seid ihr direkt im Geschehen. Dort kann man auch gut international Essen gehen zu Preisen ab 20.000 COP aufwärts für ein Hauptgericht.
Essen allgemein kostet von 14.000 COP (ca. 3,50€) für das traditionelle Mittagsgericht in Variationen (geht sicher auch günstiger) bis locker 60.000 COP im guten Restaurant. Noch teurer geht sicher auch, doch da ist uns nichts untergekommen. Der EUR-Preis im Verhältnis zum COP hat sich im lauf unserer Reise leider sehr verschlechtert. Von etwa 4600 COP auf 4050 COP. Da wir in der Regel selbst kochen, haben wir nicht alles ausprobiert, was uns ins Auge gestochen ist. Ein paar Tipps haben wir dennoch für euch. In der Gegend um den Segundo Parque de Laureles hat es uns mit am besten gefallen. Hier gibt es sehr viel zu schnabulieren. Die ersten fünf befinden sich alle nacheinander auf einem Straßenzug in Laureles. Nr. 6 in der Nähe, Nr. 7 in La Candelaria.
4. 1. Treat hoch drei
Bei „Paraty“ hast du die Wahl. Es gibt einige Sorten Eis am Stiel, die du pur oder mit verschiedenen Toppings haben kannst. Dazu gehört das Eintauchen in Schokolade nach Wahl, das Wälzen in diversen gehackten Leckereien (z.B. Brownie, Erdnüsse, Krokant) und zum Schluss eine Soße. Martin hat alles genommen, ich habe mir den Crunch gespart. Kostenpunkt für alles 8.600 COP und 7.400 COP. Günstig also!
4. 2. Nitrogen-Eis
Direkt neben Paraty gibt es das „Nicelab“ Nitrogen-Eis. Deine eigens zusammengestellte Kreation wird direkt vor deinen Augen zubereitet und mit Nitrogen gekühlt. So enthält das Eis weniger Luft und wird super cremig. Es schmeckt wirklich gut, ist aber verhältnismäßig teuer! Du zahlst für den Spaß: 12.500 COP pro Eis, wenn du alle Zutaten nimmst.
4. 3. Französisches Flair genießen
Ein super nettes Café & Restaurant mit einer sehr großen Auswahl an Gebäck, Getränken und auch einer kleinen deftigen Karte ist das “Santa Leña”. Im Einkaufszentrum in Envigado gibt es das nochmal in ganz klein. Im zweiten Stock hat man einen guten Überblick über das Geschehen in netter Atmosphäre. Die Preise sind nicht super günstig, aber normal. Die diversen Croissants kosten 7.000 COP aufwärts, der Kakao hat ca. 5.000 COP gekostet und der Eiscafé 16.000 COP.
4. 4. Erotik am Stiel
Im „La Verguería“, kannst du Penisse und Vaginas in Form von Waffeln am Stiel mit Soße verspeisen. Der Geist war willig, doch das Fleisch war rar und die Preise mit über 30.000 COP für diese besonderen Leckereien dann doch zu hoch. Probier du es aus und sag uns, ob es sich gelohnt hat! Insta-ready ist der Laden auf alle Fälle.
4. 5. Im Eis-Himmel
Gleich daneben im „Soft Touch“ bekommst du den leckersten Brownie mit Vanilleeis. Zum Reinlegen!! Serviert in der heißen Pfanne mit zwei riesen Kugeln, Sahne und Soße nach Wahl. Wir haben Karamell genommen. 16.000 COP, also 4€, sind total okay dafür. Wir durften noch das Pistazien-Eis probieren, das ebenfalls sehr lecker war!
4. 6. Klischeehaft verweilen
Im “Café Cliché”. Hinter dem unscheinbaren Eingang verbirgt sich ein total nettes Plätzchen im Berlin-Style. Begleitet von französischen Chansons haben wir dort ein unechtes, sehr lecker cremiges und mega süßes Tiramisu für 8.500 COP gegessen. Der Franzose, den wir dort getroffen haben, hat sich partout nicht darauf eingelassen, dass dieser Nachtisch irgendetwas mit Tiramisu zu tun haben könnte, doch wir sehen das nicht so eng ;-). Danach haben wir uns noch einen großen Schwenker Rum gegönnt, der dort in verschiedenen Geschmacksrichtungen angesetzt wird: 9.000 COP, in klein 6.000 COP.
4. 7. Govindas Reich in La Candelaria
Der wahrscheinlich einzig schöne Platz in der Innenstadt ist das Govinda’s Veg Food. Hier gibt es ein leckeres, traditionelles Tagesgericht mal abgewandelt und neu interpretiert für nur 14.000 COP. Dabei ist Suppe, Hauptgang, Nachtisch, Saft. Außerdem hast du die Auswahl zwischen leckeren Gerichten von der Karte, wie Nudeln, Burritos, Burger und mehr.
5. Eindruck der Stadt
Für uns ist Medellín keine schöne Stadt. Um das Gegenteil behaupten zu können, gehört schon etwas mehr dazu, als zwei, drei nette Bezirke mit diversen Restaurants, Bars und Clubs.
Die Lage von Medellín im Talkessel zwischen grünen Bergen ist natürlich spektakulär und von erhöhten Punkten hat man einen tollen Blick über das Panorama. Was uns auch gut gefallen hat, sind die tropischen Bepflanzungen an vielen Stellen.
Was dort allerdings komplett fehlt, ist schöne, alte Bausubstanz, Plätze mit Charme, wirklich schöne Parks und wenigstens ein ansehnlicher, historischer Kern. Wir sind einmal von Laureles nach La Candelaria gelaufen, da wir dachten, dass das zu machen sei. Was uns erwartet hat, war ein langer Marsch entlang der überdimensionalen Stadtautobahn, vorbei an einer Autowerkstätte nach der anderen (sie sind entlang dieser fetten Ader wirklich wie Perlen aufgereiht), entlang schmutziger Grünflächen, auf denen die Obdachlosen versuchen ihren Tag zu bestreiten.
Die Armut, die man dort sieht, ist wirklich belastend und eine Nummer härter als in Deutschland. Die riesigen Metro-Stationen und Autobahnkreuze sehen oft einfach nur dystopisch aus und sind nur hässliche Betonbauten. Um das zu zeigen, hätte sich doch mal ein Video gelohnt. Aber so ganz wohl gefühlt haben wir uns dort überall auch nicht.
Der Verkehr ist tagsüber wirklich irre, vor allem in La Candelaria. Wir sind zweimal mit dem Bus von dort nach Rosales gefahren und es dauert ewig, weil die Straßen nur verstopft sind.
In La Candelaria ist es, wie gesagt, wirklich nur stressig und dunkel. Volle Straßen, billige Waren überall, viele Menschen und Gewusel, viele Prostituierte, viel offener Konsum von Crack und sicher auch Heroin, viel Dystopie. Es gibt dort wirklich nichts schönes außer den Palacio Nacional. Im Erdgeschoss befindet sich ein Schuhladen am anderen. In den oberen Etagen gibt es Kunst in diversen offenen Galerien anzusehen, was eine Wohltat für die Seele ist. Empfehlung und mehr in Teil 2 zu Medellín! Die dicken Figuren des Künstlers Fernando Botero machen das Flair dort leider auch nicht besser.
Die begradigten, in Betonleitbahnen gezwängten, Flüsse der Stadt sind tot, braun und stinken nach Abwasser.
Im nächsten Teil geht es um Unternehmungen in Medellín.