Hello Pachamama
Sierra Nevada de Santa Marta

Sierra Nevada de Santa Marta: 2 Monate Kosten, Leben, Einkaufen im Dschungel

Nach drei Tagen Cartagena haben wir uns aufgemacht in einen der vielen kolumbianischen Dschungel: Die Sierra Nevada de Santa Marta, genauer gesagt das kleine Örtchen Trompito. Wie ist das Leben dort? Was kostet es? Kann man überhaupt etwas einkaufen? Oder irgendwo anders hin? Das erfährst du in diesem Beitrag und Teil 2

1. In sieben Stunden in den Dschungel 

Das Taxi von unserer Unterkunft im Barrio Manga zum Busterminal hat 20.000 Pesos (5€) gekostet. Die Strecke ist wesentlich länger als vom Flughafen dorthin und das zeigt gut, wie viel uns der Taxifahrer dort abgezockt hat

Wichtiger Tipp: Fragt immer eure Gastgeber ob sie wissen, was ein Taxi wohin kostet. Und dann sagt ihr dem Taxifahrer den Preis und wenn er mehr will, lehnt ihr ab. Mit einem tieferen Angebot einsteigen, geht natürlich auch. Wichtig ist nur, dass ihr vor der Fahrt den Preis festmacht.

Von Cartagena aus fährt man mit dem Bus ca. 4,5h zum Hauptterminal nach Santa Marta. Kosten pro Person: 40.000 Pesos (10€).

Dort steigt man um und fährt nochmal eine Dreiviertelstunde nach Trompito: 25.000 Pesos pro Person (ca. 5,50€).

Man kann diese Strecke auch mit einem Collectivo zurücklegen, der allerdings nicht am Terminal in Santa Marta, sondern am Markt in der Stadt abfährt. Dieser kostet 6.000 Pesos pro Person (1,50€). 

2. Trompito

In der Gegend um Trompito, gelegen in der Sierra Nevada de Santa Marta, verstecken sich einige Unterkünfte näher an der Straße oder auch tiefer im Wald. Weil wir unsere Ruhe haben wollten, sind wir in den Wald gezogen. Es gibt Unterkünfte, die noch tiefer liegen, doch das sind dann Hostels und Hotels, was für uns nicht infrage kommt (Küche und Selbstverpflegung). Hätten wir nicht eine helfende Hand gehabt, hätten wir den Weg zum Resort gar nicht gefunden, da die Angaben unseres Host nicht geholfen haben. Das ist hier übrigens meistens so mit den Angaben. Nach einer halben Stunde Fußmarsch mit schwerem Gepäck kamen wir an und waren nicht nur total geplättet vom Schleppen, sondern auch von der genialen Aussicht, die sich uns bot. Dschungelberge so weit das Auge reicht. 

Es stellte sich schnell heraus, dass die Gemeinde in Trompito sehr stark katholisch ist, es gibt auch Zeugen Jehovas. Am ersten Abend gab es Missionierungsversuche, was uns so gar nicht gefallen hat. Wir glauben nicht christlich, wir leben nach der Naturreligion und schamanisch-spirituellen Prinzipien. Wir respektieren den Glauben anderer, solange er nicht radikal ist. Austausch ist immer willkommen, Argumente sind willkommen, doch wir  wollen nicht missioniert werden. Und noch mehr nicht, wenn wir mehrmals freundlich zu verstehen gegeben haben, dass wir anders ticken. 

Kosten Hütte für einen Monat Mitte November – Mitte Dezember mit Küche und Bad: ca. 260€

Kosten Hütte für einen Monat Mitte Dezember – Mitte Januar (Hauptsaison): ca. 390€ (vor Ort verhandelt und in bar bezahlt; das gibt immer Rabatt!)

3. Sierra Nevada de Santa Marta – das Herz der Welt

Der Amazonas ist die Lunge der Welt, die Sierra Nevada de Santa Marta das Herz der Welt. Sie wurde sogar schon als das unersetzlichste Naturreservat der Erde bezeichnet. Das kommt einem komisch vor, da man bei solchen Aussagen immer den Amazonas im Kopf hat, nicht wahr? Das liegt daran, dass die Tier- und Pflanzenwelt dort über Jahrzehnte sehr gelitten hat. Angefangen mit den Drogenkriegen durch Pablo Escobar, der in der Sierra seine Kokainplantagen hatte, die von der Regierung mit Pestiziden bekämpft und später vernichtet wurden. Nachdem das Land an die Bevölkerung zurückgegeben wurde, haben die neuen Siedler den neu entstandenen Wald abgeholzt und die Grundstücke wiederum verkauft. Nun gibt es Aufforstungsinitiativen und die Menschen bemühen sich um Naturschutz. Zumindest, was die Aufforstung angeht. In den Tälern und tieferen Ebenen findet sich also leider Tertiärwald. Erst in den höheren Ebenen ist der Wald noch Primärwald. Ob das in der ganzen Sierra so ist, wissen wir nicht. In der ganzen Gegend dort in Richtung Küste ist das der Fall. 44 der 340 kolumbianischen endemischen Spezies leben in der Sierra, wie z.B. Kolibris. Es gibt dort soooo viele verschiedene! Von 3.057 gefährdeten Arten leben ebenfalls 44 dort. 440 verschiedene Vogelarten leben hier, sogar der Andenkondor (wohl in der Gegend um den schneebedeckten Berg, der 5.600 Meter hoch und damit der höchste Küstenberg der Welt ist). Jaguare leben dort ebenfalls.

Die Sierra Nevada de Santa Marta hat große Bedeutung für das Gleichgewicht des weltweiten Ökosystems. Vier verschiedene indigene Völker leben dort: Kogi, Arhuaco, Wiwa, Kankuano. Man sieht viele Indigene in der Gegend, auch in den Städten. Viele arbeiten in den Dörfern und Städten, was für uns ein seltsames und auch trauriges Bild ist. Die Dörfer sind auch leider alle christianisiert, die Invasoren haben also ganze Arbeit geleistet. Man merkt den Indigenen an, dass sie eine dunkle Geschichte hinter sich haben. Alkohol ist in vielen Dörfern ein Problem. Mehr Infos zur Sierra und den Indigenen gibt es hier: Jaguar Siembra

Das Highlight ist die Ciudad Perdida, eine alte Ruine aus längst vergangenen Zeiten. Ähnlich wie Machu Picchu, jedoch viel kleiner. Du kannst Wandertrips dorthin buchen, die über mehrere Tage gehen. Es ist anstrengend, du solltest also gesund sein und eine gute körperliche Konstitution mitbringen. Die Preise gehen bei 380€ los. Wir haben das ausgelassen. Vielleicht ergibt es sich in Zukunft noch einmal, falls wir Kolumbien nochmal bereisen. 

Tipp: Sieh dir dieses Video hier an, um einen Einblick in die indigene Perspektive dazu zu bekommen.

3. 1. Leben mit den Basics

Wer hierher kommt ohne Vollpension zu buchen, muss fähig sein, mit dem Minimum auszukommen. Und auch mehr Luxus bewahrt einen sicher nicht vor Vogelspinnen, Geißelspinnen, anderen Spinnen, Geckos und ihrer Kacke, Fledermäusen und jeder Menge Ameisen in der Hütte. Einzige Maßnahme, um die Fledermäuse fern zu halten, da die Hütten immer offen gestaltet sind: Außen ein Licht anlassen. Das ist selbst durch die Schlafmaske irritierend, da das Gehirn einfach merkt, wenn irgendwo Licht an ist. Das ist eine Sache, die wir einfach nicht verstehen: Anstatt die Stellen an der Hütte, die offen sind, mit einem Netz abzudichten, oder einfach ein paar Bambusstäben, wird vielerorts lieber das Licht angelassen und damit unendlich viel Strom und damit Geld verbraucht. Und das auch noch in einer Gegend, in der der Strom ständig ausfällt, manchmal über 1,5 bis 2 Tage. Dann ist auch nichts mit Licht und wenn du Pech hast, kommen Fledermäuse in deine Hütte, essen eine bestimmte Frucht, verteilen Saft und Kerne auf dem Boden, kacken auf dein Mückennetz, so dass das Pipi durchtropft. So wie es mir (Anja) passiert ist. Zum Glück war ich wach und habe gemerkt, dass etwas auf meine Oberlippe tropft. Und nochmal zum Glück nicht in den Mund!! Bah … das muss wirklich nicht sein. Von da an haben wir Müllsäcke über unsere Mückennetze gespannt … An einem anderen Tag war die Sauerei dann eben im Bad. 

3. 2. Ein paar Tage kein Strom? Tranquillo

Wenn der Strom ausfällt ist das eigentlich ganz romantisch, doch nicht für das Essen im Kühlschrank. Ein Tag wäre noch okay, doch es dauert nicht lang und das Essen fängt langsam an zu verderben. Wir hatten zum Glück nie Fleisch oder andere Waren im Tiefkühler, denn das wäre mehrmals alles verloren gewesen. Da es nur Gas-Kochstellen gibt ist das zumindest kein Problem. 

Wer auf Internet angewiesen ist (wie wir …) hat dort schlechte Karten. Das WLAN ist schlecht, auch Claro oder Tigo funktionieren weder gut noch zuverlässig und wenn der Strom ausfällt, funktioniert gar nichts. Wie und warum wir das trotzdem durchgezogen haben? Mit jeder Menge Kompromissen und weil wir erstmal im Wald bleiben wollten … 

3. 3. Tierexkremente

Was irgendwann besonders genervt hat, waren die diversen Tier-Exkremente überall. Nicht nur die übliche Hundekacke, die ihren Höhepunkt auf und um das Grundstück nach Weihnachten bis Anfang Januar erreicht hat, da es allen Gästen erlaubt ist, ihre Hunde mitzubringen. Und glaubt uns – davon gibt es hier mehr als genug. Sowohl Haus- als auch Straßenhunde. Dass man in so einem sensiblen Ökosystem wie der Sierra allerdings darauf nicht achtet und erlaubt, dass zu den ohnehin zu vielen Hunden noch mehr hinzukommen, ist für uns ebenfalls unverständlich. Denn wie erwähnt, herrscht ja ein gewisses Bewusstsein darüber, dass der Wald geschützt werden muss. Aber eben nur ein gewisses. Die Katzen der Gastgeber befanden unsere Terrasse, die mit Sand aufgeschüttet war, als ein geeignetes Riesenkatzenklo. Gecko-Kacke lag regelmäßig auf dem Boden oder Tischen. Hätten wir die Müllsäcke nicht aufgespannt, wäre die Aussicht aus dem Mückennetz sehr unangenehm gewesen. Mein Laptop war jeden Morgen mit diversen Insektenschiss-Sprenkeln überzogen. Dort hat man sie gesehen. Auf all den anderen Sachen, die in der Hütte verteilt waren, inklusive Kleidung, sieht man sie eben nicht … 

Kurzum: Man muss schon ein bisschen abgehärtet sein, wenn man dort länger bleiben möchte. Für Menschen, die Wert auf absolute Reinlichkeit und Komfort legen, ist das nichts.

3. 4. Leben abseits der Zivilisation

Wir sind in den Wald gekommen um unsere Ruhe zu haben und endlich mal den Lärm der Zivilisation hinter uns zu lassen. Und das kann man dort auch, wenn man sich nicht eine Unterkunft in der Nähe der Küstenstraße sucht. Dort gibt es Hostels, die ebenfalls nichts von der Waldruhe halten und fast jeden Abend lautstark Musik spielen. Wie das in Südamerika eben so ist. Man hat sie oft abends auch bei uns gehört, jedoch weit genug entfernt. Mit Bezug auf das Ökosystem Wald können wir hierzu auch nur sagen: Nicht gut!

Hier geht es zu unserem Youtube-Video Dschungelwanderung 1.

4. Einkaufen in der Sierra Nevada de Santa Marta

4. 1. Einkaufen vor Ort

Es gibt zwei Wege von der Straße zu unserer Unterkunft. Einer dauert eine halbe Stunde und wie er aussieht, kannst du dir in unserem Video ansehen. Der andere, den wir für den Einkauf erst zwei Wochen vor Schluss entdeckt haben, dauert knappe 20 Minuten, ist weniger beschwerlich und man muss den Fluss durchqueren. Hier kommt man gleich am Tienda Anibal raus, bei dem wir immer eingekauft haben und spart sich so die zusätzlichen 15 Minuten an der Hauptstraße. Dort ist es super günstig, aber das Angebot begrenzt. 

4. 2. Einkaufen in Santa Marta

Für eine gute Auswahl an Lebensmitteln fährt man entweder 45 Minuten nach Santa Marta. Dort gibt es den großen Markt (mercado publico), der gleichzeitig Haltestelle für den Collectivo ist. Er ist recht weitläufig und besteht aus einem Außenbereich, einem garagenartigen Bau mit zwei Stockwerken, wo es Fleisch und Gemüse gibt, einem überdachten Bereich mit allerlei Kleidung, Hexenständen und Ramsch und dem Fischmarkt, wo man in diversen Restaurants auch gleich den frischen Fisch genießen kann. 

Kosten eine Busfahrt pro Person: 6.000 Pesos (1,50€)

Hier geht es zu unserem Santa-Marta-Video.

Oder man steigt am Einkaufszentrum Buena Vista aus und geht dort in den großen Exito Supermarkt. Dort gibt es sogar diverse Pflanzendrinks, Cerealien, Nüsse und Körner (man muss bei all diesen Lebensmitteln hier besonders auf die Inhaltsstoffe achten) und sogar eine „gesund-Food-Ecke”. Diese Dinge sind hier leider sehr teuer.

Wir haben für eine kleine Auswahl an Nüssen, Cerealien, Leinsamen, inklusive drei Packungen Pflanzendrink etwa 35€ gezahlt. Eine Packung Hafer-, Mandel- oder Reisdrink kostet 13.000 Pesos, was ca. 3€ sind. Kein bio. Das ist teuer. Auch sonst ist das alles nicht bio. Wir wissen gar nicht ob und wo es hier überhaupt so ein Angebot gibt. Generell kann man sagen, dass es auf diesem Kontinent teuer ist, sich vielfältig gesund und vollwertig zu ernähren. Das einzige Vollwertgetreide, das es im Supermarkt gibt, ist ungeschälter Reis. Quinoa gibt es in den großen Supermärkten in kleinen Mengen zu hohen Preisen und das wundert uns doch sehr, da diese Pflanze von diesem Kontinent kommt. 

4. 3. Einkaufen in Guachaca / Puerto Nuevo

Fährt man mit dem Bus in Richtung Palomino kommt man durch Guachaca. Dort gibt es an der Straße kleine Supermärkte und einige große fruterias, bei denen man super Gemüse und Obst einkaufen kann. Es gibt dort sogar Brokkoli, Zucchini, auch mal Blumen- und anderen Kohl. Sag dem Busfahrer einfach, dass du dort an den Fruterias aussteigen möchtest. Die Fahrt dauert etwa 15 – 20 Minuten.

Kosten eine Busfahrt pro Person: 2.000 Pesos (0,50€)

Es ist also wesentlich günstiger und schneller als nach Santa Marta und wenn man keine speziellen Lebensmittel wie z.B. Nüsse oder Vollwertkost braucht, ist man dort gut aufgehoben und die Preise sind trotz Busfahrt sogar noch besser als am Tienda Anibal. 

Weiter geht es in Teil 2 mit Wanderungen, Stränden und mehr.

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