Hello Pachamama
Marokko

Marokko – Land der Gastfreundschaft

Die Reise nach Marokko liegt schon eine Weile zurück (August 2012) und dieser Beitrag ist ein Nachtrag. Da wir bis letztes Jahr nicht hauptsächlich durch die Welt getingelt sind, haben wir unsere Erfahrungen nicht verschriftlicht. Nun dürfen sie aber natürlich nicht fehlen. 🙂

1. Agadir

Agadir, Marokko – das war unser erster gemeinsamer Urlaub nach einem Jahr Beziehung und meine (Anja) erste Fernreise. Wir haben damals sogar aus Budgetgründen eine zweiwöchige Pauschalreise gebucht. Unsere erste und letzte. 😀 Das Ding bei Pauschalreisen ist aber: Man muss den ganzen Sermon an Veranstaltungen, der einem dann vor Ort verkauft werden, ja nicht mitmachen. Haben wir auch nicht. Nur eine Kaffeefahrt durch Agadir am ersten Tag, was unsere Destination war. Das war auch ganz nett, weil wir ein paar schöne Sehenswürdigkeiten gesehen haben, aber natürlich ist erster Sinn und Zweck dieser Veranstaltungen, die Touris in Läden zu fahren, wo sie dann was kaufen sollen. 

Agadir ist ein nettes Örtchen und auch bekannt als Surferparadies. Unser Hotel war das Tagadirt, es liegt ganz nah Strand, in fünf Gehminuten verschlungene Steintreppen herunter ist man dort. Wie der Name schon vermuten lässt, haben wir auch gleich an Tag eins das Zimmer gewechselt. 😉 Es war nicht dreckig, aber lag direkt neben dem Pool im Keller quasi, mit Fenstern auf Bodenhöhe. Danach hatten wir ein schönes Zimmer mit Meerblick und frischer Brise. Darum hatte sich zum Beispiel der Reiseveranstalter gekümmert – ein Vorteil für uns. Ansonsten war das Hotel für unsere Ansprüche damals total in Ordnung. Das Buffet war jetzt nicht der Knaller und bis aufs Frühstück haben wir immer auswärts gegessen. Damals haben wir gemerkt, wie das auf Dauer ins Geld geht. Marokko ist eben nicht Thailand. Die Mitarbeiter waren allerdings immer freundlich und überhaupt können wir über die Menschen in Marokko nur gutes sagen. Herzlich, freundlich, hilfsbereit, gastfreundlich. 

In der Stadt gibt es auch einen Souk, einen traditionellen orientalischen Markt, der natürlich erkundet werden will. Wir lieben das einfach! Bunte Waren, Stapel von Gewürzen, Marktschreier, Tüdelüt und Gedöns. Und freundliche Marokkaner, die uns auf einen Tee in ihren Marktstand einladen. 

Der Strand von Agadir zieht sich sehr lang und man kann eine Weile laufen. Allerdings gibt es am unteren Ende, Richtung Süden, einen bewaffneten Grenzposten, der einen dann stoppt. Wir wissen nicht warum, vielleicht geht es dort in gefährliches Wüstenterrain über. Am nördlichen Ende befindet sich der Hafen von Agadir. Allerdings mehr für private Yachten und kleine Schiffchen. Der Strand ist recht breit, man kann Liegen buchen, wenn man das möchte, es gibt viele Surfer und buntes Treiben. Wir haben es uns einfach in der Sonne gut gehen lassen. Am Kasbah-Berg erstrahlt jeden Abend Schriftzug: Allah – Vaterland – König.

2. Hochzeit feiern in Marokko

Schon an unserem ersten Tag am Strand haben wir einen Einheimischen kennengelernt, der schon lange in Deutschland wohnt und für eine Hochzeit in der Familie Urlaub in der Heimat gemacht hat. Wir haben uns gleich gut verstanden und er hat uns vom Fleck weg auf die Hochzeit eingeladen, die am nächsten Abend stattfinden sollte. Wann passiert einem denn mal so etwas? Ich war zuerst unsicher, weil ich nicht wirklich was passendes zum anziehen hatte, doch Hafid sagte, dass knielange Kleidung in Ordnung ist. Das ging dann. Am nächsten Tag, spätnachmittags, hat er uns abgeholt und wir sind zum Haus seiner Verwandten gefahren. 

Auf der Straße wurde schon fleißig vorbereitet und ein großes Partyzelt aufgebaut, wo die Hochzeit stattfinden sollte. Die ganze Nachbarschaft war auf der Straße versammelt und hat das Treiben verfolgt. Wir beide waren natürlich die kleine Sensation des Abends. Ein kleines Mädchen, die Tochter von Hafids Onkel (ich glaube, es war ein Onkel und er wird später noch eine Rolle spielen) hatte einen Narren an mir gefressen und beschlossen, mir das ganze Haus zu zeigen und mich in alles wichtige bzgl. der Festlichkeiten einzuweihen. In Marokko spricht man Arabisch, diverse Berberdialekte und Französisch. Mein Französisch war schon sehr eingerostet und so musste es irgendwie mit Händen und Füßen gehen. Und es ging. Sie stellt mich der Familie vor, vor allem den Frauen, ich bekam backstage ein wunderschönes Henna auf beide Unterarme und Hände gemalt. Die Frauen beschlossen dann, mich adäquat zu kleiden, und gaben mir ein wunderschönes Gewand, das dem Mädchen gehörte, ihr aber noch viel zu groß war. Also verschwand ich in einem Zimmer und verwandelte mich in eine marrokanische Frau im Festtagsgewand. Wie die Frauen sich alle gefreut haben! Ich werde das nie vergessen. Alle sagten mir, dass ich auch von dort sein stammen könnte, man würde gar nicht sehen, dass ich deutsch bin. Das höre ich öfter, ich bin ja auch nicht nur deutsch. Ich fand das großartig und war überwältigt von der Positivität und Offenheit, die uns dort entgegengebracht wurden. 

Im Obergeschoss des Hauses wurde das Hochzeits-Menu gekocht. Gefühlt wohl schon den ganzen Tag. Es lagen überall ganze Hühnchen, jede Menge Fleisch und andere Zutaten verteilt. In der Mitte des Raumes stand ein riesiger Kochtopf auf offenem Feuer, in dem eine ältere Frau geduldig das Fleisch kochte und rührte. Die Häuser dort sind so aufgebaut: Sie sind quadratisch, in der Mitte auf dem Dach ist ein rundes Loch (in das es theoretisch auch reinregnen könnte …), innen ist alles aus Lehm und Stein und im zweiten Obergeschoss war ein quadratischer Raum in der Mitte. Das Loch darüber und dort wurde gekocht. Von da aus kommt man auch aufs Dach. Wir waren schon sehr ausgehungert, es war bereits nach 22 Uhr, das Essen ließ auf sich warten und wir hatten uns den Hunger extra aufgespart. Zum Glück durften wir schon mal vorkosten. 😉 

Auf marokanischen Hochzeiten ist das so, dass Braut und Bräutigam sich getrennt vorbereiten und dann mit der Zeremonie zusammen kommen. Wir waren bei der Familie der Braut, die sehr aufwendig geschmückt und zurechtgemacht wurde. Als es dann so weit war gingen alle auf die Straße, um den Bräutigam zu empfangen. Es war alles sehr traditionell: Er kam mit Anhang und eigener Blaskapelle auf einem Eselswagen angerollt. Darauf die Aussteuer für die Braut. Von BHs, weiterer Unterwäsche, Besteck und Essen war alles dabei.

Die ganze Nachbarschaft war da, es war laut, chaotisch, bunt und lustig. Alle haben gesungen, gerufen und die Frauen machen traditionell so einen Trillerruf als Begleitung. Dann versammelte sich die Hochzeitsgesellschaft wieder im Zelt, wo Männer und Frauen rechts und links getrennt sitzen. Da Martin und Hafid Männer waren, saß ich auf der Männerseite, was bei manchen Frauen nicht ganz so gut ankam, doch Hafid hat einfach immer abgewunken und meinte: “Äh, lass, ist alles ok. Du bist mit mir hier.” Die Zeremonie setzte sich aus verschiedenen Episoden zusammen, in denen Braut und Bräutigam immer wieder auf Stühlen oder in Tragen auf ihre beiden Throne am Zeltende getragen wurden. Die Braut wurde immer wieder neu gekleidet. Viel Musik, viel Tamtam. Irgendwann nach zwei Uhr nachts gab es endlich Essen und wie sich das dort gehört, wurde mit den Händen gegessen. Die Platte mit den Speisen kam in die Mitte der runden Tische und jeder nahm einfach, was er wollte. An unserem Tisch saß also auch Hafids Onkel, Abdullah, mit dem wir auch ins Gespräch gekommen sind. Ein sehr lustiger Kauz, den wir sofort ins Herz geschlossen haben. Der Abend hat uns eine Einladung für einen Wochendend-Trip nach Marrakesch eingebracht. Wie geil ist das denn? Wir wollten dort unbedingt hin, hatten aber keine Ahnung wie (damals halt …) und nun hatte sich alles von selbst gefügt. Am kommenden Wochenende sollte es schon losgehen und wie wir nachträglich erfuhren, hatte Abdullah dafür seine Familie versetzt, mit der er eigentlich den Trip machen wollte. Die waren verständlicherweise nicht begeistert. Die Hochzeit zog sich noch eine Weile in die Nacht hinein und als wir zu müde wurden fuhr Hafid uns zurück zum Hotel. Was für ein toller Abend und was für ein einmaliges Erlebnis! 

3. Marrakesch, die Hauptstadt von Marokko

Ein paar Tage später standen wir erneut vor unserem Hotel, um den Trip nach Marrakesch zu starten. Hafid und Abdullah holten uns in aller Herrgottsfrühe ab. Ich weiß noch, wie müde ich war und dass ich nur halb komatös im Auto vor mich hindöste als wir eine Panne hatten. Man stelle sich vor: Martin und ich, mitten in der Wüste von Marokko, mit zwei fremden Männern im Auto. Irgendwo im nirgendwo eine Panne. Da gingen mir offen gesagt schon erstmal ein paar seltsame Gedanken durch den Kopf. Wir schafften es ins nächste Wüstendorf – es war wirklich trostlos dort. Nur Sand, Sonne und ein paar zusammengewürfelte Häuschen – wo es eine Autowerkstatt gab. Dort konnte der Wagen zum Glück repariert werden und meine Bedenken zerstreuten sich. 😀 Wie wäre es dir ergangen? So als erste Erfahrung dieser Art mit Mitte 20?

In Marrakesch angekommen unternahmen wir als erstes eine Kutschfahrt zu einem großen Becken, in dem es unheimlich viele große Barsche gab. Wenn ich mich recht erinnere, war das für die Einheimischen dort etwas besonders spezielles, aber nach dieser Zeit kann ich das leider nicht mehr rekapitulieren. Wir spazierten weiter durch die Stadt und Abdullah hatte einen riesen Spaß daran, uns alles zu zeigen, zu erklären und auch die wichtigen Sehenswürdigkeiten nicht vorzuenthalten. Ich war total hin und weg, denn ich liebe ja den orientalischen Flair, die Muster, die Farben und überhaupt! Marrakesch ist so toll!

Als wir uns Mittags eine Gelegenheit zum Essen suchten, war was lustiges zu beobachten. Wir gingen in einen kleinen Straßenladen, der das Fleisch typischerweise draußen in der prallen Sonne und bei Wüstenhitze in einem Kasten aus Glas hängen hatte. Wir bestellten alle Tajine, ich zum Glück nur mit Gemüse. Die drei Männer hatten Fleisch bestellt und ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob ich Martin davon abgeraten hatte, oder ebenfalls nicht daran gedacht hatte. Das Essen war zwar lecker, doch nach kurzer Zeit bekam Hafid Durchfall. Er war den traditionellen Stil also schon nicht mehr so gewöhnt und hatte mittlerweile einen mitteleuropäischen Magen. Es war allerdings nicht so schlimm und gab sich nach ein paar Stunden wieder. Abdullah hatte gar nichts, er ist das ja auch gewöhnt, und ich hatte ja zum Glück kein Fleisch. Martin hat es etwas später richtig hart erwischt und er hatte noch bis ein paar Tage nach dem Trip mit Durchfall zu tun. Teilweise ging es ihm so schlecht, dass ich mir ernsthaft Sorgen gemacht habe. Es hat sich zum Glück wieder gegeben und am Ausflugswochenede ging es noch irgendwie. Das fand ich sehr aufschlussreich bzgl. der Anpassungsstufen des Magens. Je nachdem, welchen Reizen er eben täglich ausgesetzt ist.

Der Jardin Majorelle de Yves Saint Laurent war auf jeden Fall ein absolutes Highlight an dem Tag! Eine wunderschöne Wohnanlage mit Garten, gestaltet vom französischen Künstler Jacques Majorelle, die der Designer Yves Saint Laurent in den 80ern erwarb. Das blaueste Blau trifft auf sattes Grün, erleuchtet von der Wüstensonne.

Abends sind wir auf den wunderbaren Souk gegangen, oh Gott, wie wir es geliebt habe! Ein Märchen aus Tausend und einer Nacht, buntes Treiben, kleine Läden vollgestopft mit orientalischen Waren – einfach nur herrlich! Es gab auch – für Mitteleuropäer – kurioses, wie z.B. ganzes Hirn, das da einfach offen rumlag (wie alles an Fleisch), aber das ist ja auch genau das Interessante: Kennenlernen, wie die Uhren in anderen Kulturen ticken. Mit Hafids Verhandlungshilfe habe ich einen wunderschönen orientalischen Schal erstanden, den ich heute noch jeden Winter trage.

Als Unterkunft für die Nacht hat Abdullah uns nach der vergeblichen Suche nach einem Hotel in der Wohnung eines Freundes einquartiert, der derzeit nicht da war. Unser Bett war augenscheinlich bereits benutzt, was klar ist, wenn wir in eine private Wohnung kommen, aber wer guckt schon so genau. 😉 Auf jeden Fall auch wieder ein total netter Zug, uns einfach so diese Wohnung zu überlassen. 

4. Ausflug ins Atlasgebirge

Am nächsten Morgen brachen wir ins Atlasgebirge auf, um uns die Wasserfälle von Ourika anzusehen. Um dorthin zu gelangen, fährt man durch das Ourika-Tal am gleichnamigen Fluss entlang. Irgendwann beginnen kleine Häuser und Läden die Straße zu säumen. Im Fluss gibt es Tische von Restaurants, wo man mit den Füßen im Wasser essen kann.

Man merkt zunehmend, dass es hier auf Tourismus ausgerichtet ist. Das nimmt der Schönheit dieser Gegend allerdings nichts. Zumindest damals nicht. Um zu den Wasserfällen zu gelangen, die mehrere Stufen haben, braucht man einen Guide (oder man tut so, als ob man einen braucht, um den Menschen einen Verdienst zu bescheren). Uns bot sich sofort ein Junge an, der uns hinauf zum ersten Wasserfall geleitete. Hier gibt es ein Becken, in dem man sich auch wunderbar erfrischen kann. Der Trip dorthin lohnt sich wirklich, denn die Gegend ist sehr schön, grün und saftig. Ein krasser Kontrast zur umliegenden Wüste. 

5. Ausflug nach Essaouira

Wir haben nur die erste Stufe des Wasserfalls erklommen, da Abdullah uns unbedingt noch Essaouira, eine wunderschöne Hafenstadt nördlich von Agadir, zeigen wollte. Die alte Stadt hat durch die Befestigungsmauern gen Atlantik, die alten Kanonen und den allgemein burgigen Charakter einen gewissen Kolonial-Charme.

Wenn man das überhaupt so bezeichnen kann. Die Altstadt wurde 2001 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt und auch wir haben uns sofort verliebt. Die Farben sind in blau-weiß gehalten, das Städtchen ist beschaulich, gemütlich und mit vielen tollen, kleinen Läden bestückt, die zum Bummeln einladen.

Und weil es mich bzgl. Lebensmittelunverträglichkeit auch noch erwischen musste, hatte ich am Abend eine gekochte Schnecke probiert. Ich habe mich von Hafid überreden lassen, diese Spezialität mal zu kosten. Sie war unheimlich salzig und ich habe gar nicht erst gekaut, weil ich es so eklig fand. Danach war mir total übel und anschließend hatte auch ich Durchfall, aber nicht so schlimm. Spät abends ging es dann wieder nach Agadir, wir haben unter uns die Benzinkosten fair aufgeteilt und das war es dann glaube ich auch schon mit der Bezahlung. Was kann man sich mehr wünschen, als so eine tolle und authentische Erfahrung? In dieser Nacht sind wir glücklich und zufrieden in unser Hotelbett gefallen. 

Obwohl wir also nur einen scheinbar langweiligen Pauschal-Strandurlaub gebucht haben, hatten wir in Marokko eine der besten Zeiten unseres Lebens. Und das nur, weil wir nette und aufgeschlossene Menschen getroffen haben, die uns mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln eine unvergessliche Zeit bereitet haben. 

Solche Begegnungen und Abenteuer sind doch die eigentlich Essenz des Reisens und des Lebens. 

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