Wenn man, so wie wir, kein Stadtmensch ist, möchte man auch auf Reisen nicht zu lange in Großstädten bleiben. In der Gegend um Medellín (Antioquia) gibt es jede Menge Möglichkeiten, in einer Finka auf dem Land zu leben. Wir haben uns für Guarne entschieden, da es dort genügend Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants gibt, die Finka nach Verhandlungen günstig war und außerdem ruhig gelegen. Auch hierzu gibt es kein YouTube-Video.
1. Guarne, Antioquia
Ab dem Terminal del Norte ist man mit dem Bus (Sotragur) in 45 Minuten in Guarne. Die Fahrt in das überschaubare Örtchen in den Bergen Antioquias kostet nur 4500 COP. Die Busse halten mitten im Ort und von dort kann man entweder eins der privaten Taxis zu seiner Unterkunft nehmen (rote, grüne, weiße Jeeps für 15.000 COP pro Fahrt, also recht kostspielig), den Bus (2.500 COP pro Person in Richtung Parque Arví zu unserer Destination) oder man wird abgeholt, so wie wir.
Unsere Finka lag in etwa hier in den Bergen auf 2400 Metern Höhe. Die Höhenluft hier ist nicht zu unterschätzen, wir mussten uns wirklich ein paar Wochen (wir waren insgesamt sechs Wochen dort) an die dünnere Luft gewöhnen. Dadurch, dass man dort immer nur bergauf oder bergab laufen kann, hat man schnell gemerkt, wie der Körper arbeiten muss.
Die Temperaturen hier sind nachts sehr kühl. Heizungen sind nicht üblich und du kannst froh sein, wenn deine Finka einen Kamin hat. Unsere hatte keinen und wir mussten auf einen Heizlüfter bestehen, da sie den ganzen Tag und vor allem nachts einfach nur eiskalt war. Wir hatten immer mehrere Schichten Kleidung an und haben mit mehreren Decken geschlafen. Tagsüber draußen in der Sonne ist es aber normal warm bis heiß und T-Shirt-Wetter. In den Sommermonaten wird es besser. Während unseres Aufenthalts sind die Temperaturen langsam gestiegen.
In Guarne selbst gibt es nicht viel zu sehen. Das war uns aber auch nicht wichtig, wir wollten einfach nur Ruhe, gute Luft und Natur. Letzteres ist nicht wirklich aufgegangen, aber dazu später mehr. Das Dorf hat einen Dorfplatz mit Kirche, auf dem sich täglich zu allen Stunden das Leben abspielt.
1. 1. Einkaufen in Guarne
Es gibt Apotheken, Ärzte, D1-Supermärkte, Markthallen und jede Menge kleine Shops für Obst und Gemüse. Achtung vor den Markthallen: Wir wurden gewarnt, dort einkaufen zu gehen, weil sie dort die Touristen abzocken, da nirgends Preise stehen (wie überall in solchen Läden).
Unser Gastgeber hat uns die Fruteria seines Vertrauens gezeigt, in der wir dann auch immer eingekauft haben. Sie befindet sich rechts neben dem hier verlinkten Restaurant. Zwei volle Rucksäcke Obst und Gemüse für 30.000 – 50.000 COP, je nach Zusammensetzung! Das sind nur 8 – 12€.
Sehr zu empfehlen ist der Tienda Naturista Sanazu. Hier gibt es eine große Auswahl an Nahrungsergänzungsmitteln aus den USA, die auch tatsächlich zum Großteil keine bedenklichen Inhaltsstoffe enthalten. Außerdem gibt es Kräuter, Darmsanierungskuren, Tees und auch Körrperpflege. Es gibt noch zwei andere solche tiendas in Guarne, die sind aber alle nicht so gut sortiert!
1. 2. Essen in Guarne
Es gibt dort alles von den einheimischen Restaurants über Burger, Pizza, Fusion und natürlich jede Menge Süßwaren. Das traditionelle Tagesgericht gibt es ab 12.000 COP. Auch in den touristischeren Restaurants bekommst du es für 14.000 COP. Wir haben einmal eine Pizza bei J&G bestellt, die 40.000 COP gekostet hat und angeblich die Familiengröße war. Es war eine ganz normale Größe und wir haben festgestellt, dass “Familie” dort immer nur eine ganz normale Pizza ist, also vorsicht bei der Auswahl. Sie war solide, nichts besonderes und eben überteuert. Es gibt bei J&G auch Burger, vielleicht können die mehr. Wir haben sie nicht probiert.
Nett sitzen und schnabulieren kann man im Café und Geschäft Granero. Dort gibt es Süßes und auch einen gut aussehenden Mittagstisch für 14.000 COP. Außerdem kann man dort gesunde Produkte (für dortige Verhältnisse) kaufen.
Wir waren am liebsten im Geschäft und Café Raices. Dort gibt es guten Kuchen, Kaffee und Tee und eine gute Auswahl an speziellen Lebensmitteln wie vegetarische und vegane Produkte, Tofu (haben wir zuvor noch nirgends gesehen), gute Schokolade, Naturprodukte auch für die Körperpflege, Nüsse und Saaten, etc. Wir haben dort immer glutenfreie Nudeln (um die 7.000 COP für 250g), gutes Erdnussmus, Tofu und leckere Kleinigkeiten geholt.
Gute Burger bekommst du im Tierra Querida. Der kleine Laden ist eine Kette und hat erst neu eröffnet, als wir dort waren. Es gibt ihn noch nicht auf Maps. Du bekommst dort Angus-Burger mit einem, zwei oder drei Patties ab 16.000 COP. Die Burger sind immer gleich, als Beilage gibt es Pommes. Diese kannst du in verschiedenen Geschmacksrichtungen haben, wovon wir abraten, da das nur künstliche Stoffe sind. Dazu gibt es eine Auswahl an Dips. Die Burger sind wirklich gut und reichhaltig! Anja hatte zwei Patties, Martin drei und wir mussten beide den Rest einpacken.
1. 3. Ausflüge ab Guarne
Ein weiterer Grund, warum wir für uns für Guarne entschieden haben, ist die strategische Lage. Man ist schnell in Medellín und umliegenden Zielen.
Zum Parque Arví beispielsweise fährt der Bus ab Guarne. Die Station heißt El Tambo / Piedras Blancas. Von unserer Finka waren es etwa 15 Minuten zu Fuß an die Straße, wo der Bus fährt. Kosten ab dort 6.000 COP pro Person und 20 Minuten Fahrt den Berg hinauf. Wie sich der Besuch in der Gegend für uns gestaltet hat, liest du in unserem Artikel “Medellín – Über Pablo wird hier nicht gesprochen. Oder doch?”.
Nach Guatapé dauert es ab Guarne 1,5 Stunden. Du steigst einfach unten an der Autobahn in einen Bus mit der Aufschrift “Guatapé” und fährst durch die wunderschöne antioquische Berglandschaft. Kosten pro Person 14.000 COP. Dann steigst du als erstes am El Peñon de Guatapé aus und läufst die vielen Treppen zur Plattform hoch. Um den Fels zu erklimmen musst du derzeit deinen I-Nachweis vorzeigen, was total Sinn macht, denn überall anders auf der Plattform kommst du ohne hin. Kosten für den Aufstieg wenn du kannst und magst: 20.000 COP pro Person.
Von dort aus nach Guatapé zu laufen ist ganz schön weit, also steigst du wieder in den Bus für etwa 4.000 COP und fährst bis zur Endhaltestelle. In dem kleinen Örtchen gibt es viele bunt gestaltete Häuser zu sehen. Genauere Infos dazu und zum El Peñon findest du in unseren zugehörigen Instagram-Posts hier, hier und hier.
Zwei Tipps für Essen haben wir noch: Im veganen Restaurant Zona Prosalud gibt es leckere Gerichte. Das Tagesgericht kostet 14.000 COP und ist mal anders interpretiert. Anja hatte eine leckere Quinoa-Bowl von der Karte für etwa 16.000 COP. Die preise sind also völlig okay! Wenn euch die Mitarbeiterinnen am Ende ein Faltblatt von der dahinter stehenden christlichen Glaubensgemeinschaft mitgeben wollen, lehnt einfach höflich ab. Außer natürlich, ihr seid interessiert. 😉
Im Café Mitos gibt es leckeren Kuchen und die Küchen-Chefin ist ein echtes Unikat! Preis für die Signature-Torte des Hauses, Käse-Quark: Um die 4.500 COP pro Stück.
Es lohnt sich auch wirklich ein paar Tage dort zu bleiben und sich die umliegende Landschaft anzusehen. Mit dem Boot kannst du die verlassene Finka La Manuela von Pablo Escobar besuchen.
1. 3. 1. Versuchter Raub in Guarne
Ansonsten könnte man in der ganzen Gegend rund um Guarne auch viel durch die wunderschönen und interessanten Nebelwälder wandern, wenn man entweder in einer Gruppe mit Hunden unterwegs ist oder kein Problem damit hat, ständig nur an den Straßen zu laufen. Beides traf auf uns nicht zu, also wurde das mit den Ausflügen nichts. Warum?
Bereits in der ersten Woche dort liefen wir vom Dorf zurück zu unserer Finka. Und zwar einen schönen Waldweg, der oben in der Nachbarschaft mündet. Von dort aus gingen weitere Wege ab, beispielsweise zu den Wasserfällen von Guarne. Leider sind wir dort mit Glück einem Überfallversuch entkommen. Und zwar nur, weil der Typ, mit Machete bewaffnet, alleine und nervös war und wir zu zweit. Wir haben das unserem Host gesagt und er bat uns, dort nicht mehr alleine herumzulaufen, weil bekannt ist, dass es dort in der ganzen Gegend regelmäßig zu solchen Vorfällen kommt. Auch im Parque Arví sahen wir uns ja mit diesen Warnungen konfrontiert und so haben wir für die ganze Zeit davon absehen müssen, in der Gegend wandern zu gehen. Was für uns überhaupt nicht toll war, da wir eigentlich deswegen dort gelandet sind. Eine Wanderung zu den Wasserfällen mit unserem Host mussten wir canceln, da Anja aufgrund einer Zehverletzung nicht mehr in ihre Wanderschuhe gepasst hat. Die Polizei unternimmt nichts. Scheinbar reicht es ihr, unten im Dorf Strafzettel zu verteilen. Wie im Dschungel auch wurde uns gesagt, dass die Dorfbewohner sich um solche Typen selbst kümmern, wenn es geht. Und was das bedeutet, könnt ihr euch ja denken. Was sollen die Menschen auch machen, wenn die Polizei nicht hilft.
Wenn du dich jetzt fragt, warum wir denn dann weiter in Guarne geblieben sind – das erfährst du in unserem zusammenfassenden Beitrag über Kolumbien.
2. Fazit Guarne
Für eine Auszeit im Grünen und wenn man es ruhig mag lohnt sich ein Aufenthalt in dem kleinen Dorf in Antioquia auf jeden Fall. Oben in den Bergen hat man einen schönen Ausblick, doch auch hier hat man Glück, wenn man nicht bei den zwei lärmenden Nachbarn wohnt, die das ganze Tal mit ihrer überlauten Musik beschallen. Auch dauerbellenden Hunden kommt man dort leider nicht davon.
Wenn man Lust hat, viel zu unternehmen, ist Guarne wirklich ein guter Ausgangspunkt! Man ist schnell in Guatapé und in anderen Dörfern, wie z.B. Santa Elena (unser Host meinte aber, dass es dort nichts sehenswertes gibt) und wenn man sich traut oder genügend Begleitschutz hat, gibt es dort viele Wanderwege. Fit muss man schon sein, da es nur bergig und die Höhenluft dünn ist.